Lange war für mich klar: Entscheidungen im Team brauchen Konsens – alle müssen einverstanden sein, bevor wir handeln. Das klingt demokratisch, wertschätzend und integrativ. Doch kürzlich habe ich erlebt, wie kraftvoll ein anderes Prinzip sein kann: Konsent.
Zunächst hat sich alles in mir gesträubt. Wie soll ich eine Entscheidung mittragen, wenn ich nicht voll überzeugt bin? Wie kann ich über die Meinung anderer hinweggehen? Und doch hat mich diese Erfahrung verändert – denn ich habe verstanden: Konsent bedeutet nicht Gleichgültigkeit. Es bedeutet Vertrauen.
Was ist eigentlich der Unterschied?
🤝 Konsens heisst: Wir suchen gemeinsam nach der bestmöglichen Lösung, mit der alle einverstanden sind. Das klingt ideal – kann aber auch lähmen, besonders in komplexen oder zeitkritischen Situationen.
🚀 Konsent fragt stattdessen: Gibt es schwerwiegende Einwände gegen diese Lösung? Wenn nicht – dann probieren wir es aus!
Das Prinzip stammt aus Modellen wie Sociocracy oder Holacracy und beruht auf einem einfachen, aber kraftvollen Gedanken:
„Good enough for now, safe enough to try.“
Anstatt perfekte Antworten zu suchen, wird Verantwortung verteilt. Das Team kommt ins Handeln, sammelt Erfahrungen – und entwickelt sich im Tun weiter.
Warum mich Konsent so fasziniert
Konsent basiert auf etwas, das jede gute Zusammenarbeit trägt: Vertrauen.
Es bedeutet:
- Wir geben einander Vorschussvertrauen
- Wir akzeptieren, dass nicht alles perfekt sein muss
- Wir erkennen: Mut und Feedback bringen uns oft weiter als endlose Diskussionen
In der Praxis stärkt dieser Ansatz den Teamzusammenhalt. Entscheidungen werden nicht aufgeschoben, sondern gemeinsam, iterativ und lernorientiert umgesetzt.
Mut zur Entscheidung – auch wenn’s mal unbequem wird
Konsent bedeutet nicht, Einwände zu ignorieren – im Gegenteil. Kritische Perspektiven sind zentral. Doch statt jede Stimme in eine gemeinsame Lösung zu übersetzen, lautet die entscheidende Frage:
Ist dieser Einwand substanziell genug, um die Entscheidung zu blockieren?
So entstehen Räume für konstruktive Spannung – und gleichzeitig für echten Fortschritt. Teams lernen, Verantwortung zu teilen und Entscheidungen mitzutragen. Das macht sie resilienter und handlungsfähiger.
Fazit: Von der Diskussion zur Bewegung
Konsent ist mehr als ein Entscheidungsprinzip – es ist eine Haltung. Fehler sind erlaubt. Lernen ist erwünscht. Verantwortung ist geteilt.
In einer Welt, die sich schnell verändert, brauchen wir Methoden, die nicht nur durchdacht, sondern auch umsetzbar sind. Konsent bietet genau das – mit einem einfachen, aber wirkungsvollen Ansatz:
Gut genug für jetzt. Sicher genug, um es zu versuchen.
Dieser Ansatz lässt sich auch sehr gut in einem Lego Serious Play Workshop oder in einem Workshop mit anderen Methoden umsetzen.